Warum machen 80 % der KMU hier immer noch denselben Fehler? Sie beklagen den Fachkräftemangel – über eine halbe Million unbesetzte Stellen für Qualifizierte sprechen eine deutliche Sprache – und schalten dann doch wieder nur eine Stellenanzeige auf den üblichen Portalen. Danach wird gewartet. Und gewartet. Und sich gewundert, warum die besten Talente nicht anklopfen. Das ist kein Pech, das ist eine Strategie aus dem letzten Jahrtausend. Der Markt hat sich gedreht. Nicht der Bewerber muss sich bei Ihnen beweisen, sondern Sie sich beim Bewerber. Wer das nicht versteht, wird den „War for Talent“ verlieren.
Das Märchen vom leeren Markt: Die unbequeme Wahrheit des „Mismatch“
Bevor wir über Methoden sprechen, räumen wir mit einem Mythos auf: Der Markt ist nicht leer. Er ist nur nicht passgenau. Wir haben kein reines Menschen-, sondern ein Qualifikationsproblem. Während sich auf der einen Seite fast 80 % der offenen Stellen an Fachkräfte mit Ausbildung oder Studium richten, suchen auf der anderen Seite über die Hälfte der Arbeitslosen eine Anstellung auf Helferniveau. Pro offener Helferstelle gibt es rund 9 Bewerber, pro Fachkräftestelle aber nur knapp 2. Wer also nur auf perfekt passende Profile wartet, wartet vergeblich. Die eigentliche Frage ist nicht: „Wo finde ich die Nadel im Heuhaufen?“, sondern: „Wie mache ich aus einem vielversprechenden Kandidaten die Nadel, die ich brauche?“
„Post & Pray“ ist tot: Das Friedhofs-Recruiting der KMU
Die klassische Recruiting-Methode vieler Mittelständler lässt sich als „Post & Pray“ (Veröffentlichen und Beten) zusammenfassen. Eine Stellenanzeige wird online gestellt, und dann wird gehofft, dass sich die Richtigen melden. Das ist reaktiv, passiv und im heutigen Markt völlig wirkungslos. Die besten Fachkräfte sind nicht aktiv auf Jobsuche. Sie sind in Anstellung und müssen aktiv überzeugt werden. Eine lieblose Stellenanzeige, ein komplizierter Bewerbungsprozess und wochenlange Funkstille sind keine Überzeugungsinstrumente, sondern Bewerber-Abwehrmaßnahmen. Sie ernten, was Sie säen: leere Postfächer oder unpassende Bewerbungen.
Umdenken oder untergehen: So wird Recruiting zur Chefsache
Der Fachkräftemangel wird nicht verschwinden. Sie müssen Ihre Strategie ändern, und zwar radikal.
- Candidate Experience als oberste Priorität: Behandeln Sie jeden Bewerber wie einen wichtigen Kunden. Das bedeutet: ein einfacher, mobil-optimierter Bewerbungsprozess, schnelle und transparente Kommunikation in jeder Phase und wertschätzendes Feedback, auch bei einer Absage. Ihr Ruf als Arbeitgeber eilt Ihnen voraus.
- Werden Sie zum Talent-Entwickler: Hören Sie auf, nur nach dem fertigen Produkt zu suchen. Identifizieren Sie Kandidaten mit Potenzial, Lernbereitschaft und der richtigen Einstellung. Investieren Sie in gezielte Weiterbildung und Einarbeitungsprogramme. Qualifizierung ist das neue Recruiting.
- Active Sourcing statt passives Warten: Gehen Sie dorthin, wo Ihre Zielgruppe ist. Nutzen Sie Nischen-Plattformen, Fach-Communitys und soziale Netzwerke wie LinkedIn. Bauen Sie proaktiv einen Talent-Pool auf, noch bevor eine Stelle frei wird.
Der Fachkräftemangel ist für viele hausgemacht. Er ist das Ergebnis von Bequemlichkeit und der Weigerung, sich an die neue Marktrealität anzupassen. Hören Sie auf zu klagen und fangen Sie an zu handeln.
Wer mehr über dieses Thema wissen möchte, kann unseren Leitfaden für die Region anfordern.
