Psychische Gefährdungsbeurteilung: Jedes dritte Unternehmen ignoriert weiterhin die gesetzliche Pflicht

Alle sagen: „Das ist doch nur Bürokratie, das bringt doch nichts.“ Die Realität ist: Die psychische Gefährdungsbeurteilung (GBU-Psych.) ist das wichtigste strategische Werkzeug gegen die explodierenden Burnout-Raten – und seit 2013 gesetzliche Pflicht. Trotzdem ignoriert laut aktuellen Erhebungen rund ein Drittel der Betriebe diese Vorschrift komplett. Das ist nicht nur fahrlässig und mit Bußgeldern belegt, sondern auch betriebswirtschaftlich blind. Wer die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter vernachlässigt, züchtet sich die Krankschreibungen von morgen.

Mehr als nur ein Formular: Wovor drücken Sie sich eigentlich?

Die weit verbreitete Abneigung gegen die GBU-Psych. beruht auf einem fundamentalen Missverständnis. Es geht nicht darum, einzelne Mitarbeiter psychologisch zu durchleuchten oder ihnen Diagnosen zu stellen. Es geht darum, die Arbeit selbst auf den Prüfstand zu stellen. Die GBU-Psych. analysiert systematisch, welche Aspekte der Arbeitsorganisation krank machen können:

  • Permanenter Zeitdruck und unrealistische Deadlines?
  • Ständige Unterbrechungen und Informationsflut?
  • Unklare Anweisungen und mangelndes Feedback von der Führungskraft?
  • Konflikte im Team, die unter den Teppich gekehrt werden?

Es geht um die Verhältnisse, nicht um das Verhalten. Wer sich vor der GBU-Psych drückt, drückt sich vor der Auseinandersetzung mit den eigenen organisatorischen und führungstechnischen Schwächen.

Die Kosten des Wegschauens: Burnout in Zahlen

Während Unternehmen die GBU-Psych. als lästige Pflicht abtun, explodieren die Kosten ihrer Untätigkeit. Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind auf einem Allzeithoch. Eine durchschnittliche Krankschreibung wegen eines mentalen Leidens dauert zwischen 30 und 38 Tagen – ein massiver Produktivitätsverlust. Psychische Störungen sind mittlerweile die häufigste Ursache für Frühverrentung. Diese Zahlen sind keine abstrakte Statistik, sie sind das direkte Ergebnis von Arbeitsbedingungen, die Menschen krank machen. Die GBU-Psych. ist das vom Gesetzgeber vorgesehene Präventionsinstrument, um genau das zu verhindern. Sie zu ignorieren, ist wie Brandschutz für unnötig zu erklären, während es im Dachstuhl bereits kokelt.

So wird die Pflicht zur Kür: Ein pragmatischer Start

Die Umsetzung muss kein bürokratisches Monster sein. Fangen Sie pragmatisch an:

  1. Analysieren Sie anonym: Starten Sie mit standardisierten, anonymen Mitarbeiterbefragungen. Das senkt die Hemmschwelle und liefert erste, ehrliche Einblicke in Belastungsschwerpunkte.
  2. Moderierte Team-Workshops: Diskutieren Sie die Ergebnisse in moderierten Workshops. Fragen Sie die Experten für die Arbeit – Ihre Mitarbeiter – nach konkreten Ursachen und Lösungsvorschlägen.
  3. Maßnahmen ableiten und umsetzen: Die beste Analyse ist wertlos ohne Taten. Leiten Sie konkrete, umsetzbare Maßnahmen ab (z.B. Teamregeln für Erreichbarkeit, klare Priorisierung von Aufgaben) und kommunizieren Sie diese transparent.

Hören Sie auf, die GBU-Psych. als Bedrohung zu sehen. Sie ist eine Chance. Eine Chance, Ihre Organisation gesünder, produktiver und damit zukunftsfähiger zu machen. Alles andere ist kurzfristig gedacht und langfristig ruinös.

Wer mehr über dieses Thema wissen möchte, kann unseren Leitfaden für die Region anfordern.

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